Montag, 1. Dezember 2014

Achtung, ich gehe dir mal eben auf die Nerven!

Freitag, ca. 19:30 Uhr.
Es klingelt.
Ich öffne die Tür.
Mein Nachbar/Obermieter steht vor der Tür und hat einen kleinen Topf in der Hand.

Er: "Ähm ja, das ist jetzt echt kurzfristig, aber ich feiere heute Geburtstag und ich wollte zumindest Bescheid geben."  ①
Ich: "Aha"
Er: "Ja, die Leute kommen in etwa einer Stunde."
Ich: "Das hättest du ja vielleicht mal gestern sagen können, dann hätten wir flüchten können."
Er: "Geht das? Habt ihr da eine Möglichkeit?"
Ich: "Na ja, ins Kino hätten wir es vielleicht noch geschafft." ②
Er: "Achso, haha, ja, genau. Also, ähm, also es wird keine laute Musik geben, sondern wir wollen vor allem essen. Ich habe auch die großen Boxen extra weg geräumt, da ich den Platz für 20 Leute brauche. Aber es kommen so viele, daher wird es wohl doch laut. Aber eventuell gehen wir so gegen 2:00 Uhr noch weg. Ich weiß es aber noch nicht."
Ich: "Na da bin ich gespannt."
Er: "Ja, sorry, ist sehr kurzfristig. Aber ich habe gerade Kürbissuppe gemacht. Die wollte ich euch als Wiedergutmachung geben.
Ich: "Danke, das ist sehr nett, aber ich esse leider keine Suppe. Aber meine Frau isst sie bestimmt gerne." ③
Er: "Cool, guten Appetit."

Er geht.
Ich schließe die Tür.
Ich schütte die Suppe ins Klo.④


① Theoretisch ist hierin ein sehr ziviler und höflicher Ansatz zu entdecken. In der Umsetzung ist es ein Witz, da es viel zu kurzfristig ist. Aber grundsätzlich erkenne ich hier eine Bereitschaft zu einem guten und höflichen nachbarschaftlichen Verhältnis. Das hat mich wirklich sehr gefreut.
② Nee, hätten wir nicht. Bin momentan erkältet und ich war froh dass ich nicht raus musste.
③ Meine Frau liebt Kürbissuppe! Aber weder ich, noch sie, würden jemals etwas Essen von jemanden, den wir nicht näher kennen, zumindest sofern er nicht ein Gasthaus/Lokal hat.
④ Schade um das Essen, aber das wäre nicht möglich gewesen. Jetzt muss ich ihn auch noch anlügen, wenn ich ihm seinen Topf zurückbringe. Aber so sind eben die gesellschaftlichen Normen.

Den Abend habe ich im Zimmer meiner Frau verbracht. Ich bin nur zwischendurch in mein Zimmer, um etwas zu holen und weil ich neugierig und paranoid bin. Die meiste Zeit war tatsächlich fast keine Musik, sondern nur Lachen und Gerede zu hören. Das war letztlich angenehmer und ruhiger, als seine üblichen Musik-Sessions.
Gegen 01:30 bin ich in mein Zimmer zum Schlafen gegangen und es war fast nicht mehr zu hören. Eine Warnung wäre daher - vor allem im Vergleich seines anderweitigen Verhaltens - gar nicht notwendig gewesen. Ich finde es aber immer noch relativ nett und halbwegs höflich, dass er wenigstens versucht hat.

Generell sehe ich hier das Potential für ein freundlicheres Miteinander in Zukunft. Ich bin sehr glücklich über diese Aussicht.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:
D%C3%BClmen,_Umland,_
Sonnenaufgang_--_2012_--_9.jpg




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