Sonntag, 17. Mai 2015

Arm bleibt arm

Da schau ich aus Versehen mal wieder auf Spiegel Online vorbei und sehe tatsächlich einen interessanten Artikel bzw. ein Interview:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaft-und-vermoegensteuer-julia-friedrich-ueber-die-last-mit-dem-erbe-a-1023477.html

Zwei Antworten bleiben dabei besonders hängen:


[...] weil ich über meine engen Freunde aus dem Studium hautnah erleben konnte, was Erben heißt. Als wir Anfang 30 waren, merkte ich, dass plötzlich Freunde Immobilien kauften - beispielweise für eine halbe Million Euro. Da merkte ich: Okay, bei uns gibt es einen Faktor, der uns trennt - reich zu erben oder eben nicht.


Der Vermögensaufbau ist aus diversen Gründen schwieriger geworden. Die Reallöhne sind in den vergangenen Jahren kaum gestiegen, und wenn, dann vor allem im oberen Segment. Die heutige junge Generation muss viel höhere Rücklagen oder Investitionen für die private Absicherung leisten. Das Zinsniveau wiederum war in den Siebziger- und Achtzigerjahren sehr hoch. Heute ist es schon seit fast einem Jahrzehnt auf einem Dauertief.

Das ist wahr und es ist bitter.
Von Julia Friedrichs habe ich mal ein interessantes Interview auf Flux FM gehört. Die Frau legt den Finger in die Wunde.

Erinnert mich an eine Situation mit einem Freund vor vielen Jahren. Wir waren gerade am Anfang unseres Studiums. Er hat Akademiker-Eltern in den entsprechenden Berufen (Ärztin, Lehrer) und ich eben nicht. Es ging um Geld.

Er: Na ja, man muss ja schon einiges zur Seite legen, damit man später was hat.
Ich: Stimmt, das wäre schön.
Er: Wieso? Sparst du nichts?
Ich: Wie denn? Ich habe doch nur das Bafög und den Job im Callcenter.
Er: Achso.
Ich: Was sparst du denn?
Er: Ich zahle in eine Lebensversicherung ein.

Ich: Seit wann?
Er: Schon seit der Schule.

Ich: Aber von welchem Geld denn?
Er: Das überweisen mir meine Eltern.
Ich. Achso.

Eine Stunde später kam dann noch sein leicht angetrunkener Vater vorbei (wir saßen in der Küche), mischte sich ein und verwies darauf, dass die Steuerprogression in Deutschland eine absolute Unverschämtheit sei. Er habe sich doch schon sein ganzes Leben angestrengt und dann wird er auch noch benachteiligt bei den Steuern und muss mehr zahlen als andere. Es wäre ja nicht seine Schuld, wenn die anderen sich nicht anstrengen. Das könne ja wohl nicht sein...

Für einen Moment versuchte ich noch mit ihm über unterschiedliche Startbedingungen zu diskutieren, aber das war aussichtslos.

Vielleicht hätte ich ihm einfach dieses Bild zeigen sollen:
http://9gag.com/gag/ae0VRRv?ref=fbp

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