Samstag, 29. Oktober 2016

Selektive Erinnerungsbröckchen

Neulich hat mich ein Freund an eine Begebenheit von vor rund 13 bis 14 Jahren erinnert. Eine Anekdote mit einem Detail ("Waldsaufen") an das ich mich in diesem Moment beim besten Willen nicht mehr erinnern konnte. Ich wusste zwar die Anekdote zuzuordnen, aber mit dem Detail konnte ich nichts anfangen.
Zunächst habe ich dafür meine bereits einsetzende Demenz verantwortlich gemacht.
Das liest sich jetzt im Übrigen witziger, als es tatsächlich ist. Ich habe wirklich manchmal das Gefühl, dass bei mir in diesem Punkt irgendwas nicht okay ist. Womöglich bin ich auch einfach gestresst, aber trotzdem denke ich oft, dass ich mir erstaunlich wenig merken kann.


Aber eventuell habe dieses Detail auch verdrängt. Ein paar Stunden später lag ich im Bett und konnte mich plötzlich an allerhand Details des besagten Abends erinnern. Und auch ein paar der Weisheiten die ich an jenem Abend von mir gegeben haben. Damals habe ich noch Alkohol getrunken.


Ja ja, ich weiß, dass es so klingt als ob ich Alkoholiker wäre, wenn ich solche Sätze von mir gebe. Aber ich kann damit leben. Bin ja keiner. Ich habe ganz andere Sorgen.


In jedem Fall habe ich an jenem Abend womöglich etwas zu viel getrunken und daher auch allerhand Schwachsinn von mir gegeben. Nichts wirklich Schlimmes, sondern vor allem vermeintlich lustige Dinge. Trotzdem habe ich es wohl verdrängt, weil es mir scheinbar unangenehm war, was ich gesagt habe. 
Als ich dann später so im Bett lag, dachte ich vor allem darüber nach, dass es faszinierend ist, dass jeder Mensch von einem anderen Menschen, den er schon lange kennt, vielleicht rund drei oder vier spezifische Erlebnisse in seiner Erinnerung abspeichert. Es sind natürlich viel mehr allgemeine verbindende Erinnerungen, aber ich denke es gibt definierende Erinnerungen, die einem dabei helfen einen anderen Menschen innerhalb der eigenen Wahrnehmung schnell einzuordnen. Und ich denke dass es nur drei oder vier Ereignisse sind, die dabei besonders definierend sind. Die könnte ich bei fast jedem Menschen in meinem näheren Umfeld sofort aufzählen. Und das sind innerhalb meiner Erinnerungen nicht wirklich schlimme Ereignisse, aber es sind nicht immer wirklich schmeichelhafte Ereignisse und Erlebnisse. Aber sie sind definierend und nach meiner Auffassung passend und darauf kommt es an.

Und wenn wir jetzt zurückkommen zu der Frage warum ich denn dann tatsächlich noch rund 15 Minuten wach im Bett lag, dann ist es die Folgende:


Was sind die definierenden Ereignisse, die andere Menschen mit mir verbinden?

Und würde man das wirklich wissen wollen?

Im oben genannten Beispiel wäre die Erinnerung zum Thema "Waldsaufen" sogar witzig. Ich glaube damit könnte ich leben, solange es nur eine der Erinnerungen wäre und nicht die anderen Erinnerungen auch alle mit alkoholischen Abstützen verbunden wären

Aber ich denke, dass man die tatsächlichen Ereignisse lieber gar nicht so genau wissen möchte, da man sie wahrscheinlich viel zu tief vergraben hat. Und zwar viel tiefer als die "Waldsaufen"-Aktion.

Mir fallen dabei nämlich so viele unsägliche Peinlichkeiten, Unverschämtheiten und wirklich asoziale Verhaltensweisen aus meiner Vergangenheit ein, dass ich mir echt nicht ausmalen möchte, wie andere Menschen mich in ihrer Wahrnehmung be- und verurteilen. Und das wahrscheinlich zu recht. Es gibt es echt viele Dinge in meiner Vergangenheit, die ich gern ungeschehen machen oder mich dafür entschuldigen wollen würde, aber das geht nicht, da man damit wahrscheinlich alles viel schlimmer machen würde. Vergangenheit ist scheiße.
Na ja, entschuldigen wäre wohl möglich, ABER jeder Psychologe würde sagen: Hör bloß auf mit so einem Scheiß! Einfach weitermachen. Nicht grübeln, einfach machen!
Dumm fickt gut. Dumm bekommt auch keine Depressionen. Also auf ins Gefecht!

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