Samstag, 14. November 2009

Wer trinkt hier alkoholfrei?


Werbungen die mich ärgern - Teil 1

„Wer trinkt hier alkoholfrei?“ fragt eine männliche Stimme aus dem Off, während man eine Gruppe aus vier giggelnden Frauen in ihren Mitt- bis Enddreißigern sieht, die gerade ein paar Gläser Sekt kippen.

Darauf antwortet eine Frauenstimme „Eine von uns“ und eine der Frauen zwinkert dabei lächelnd in die Kamera.

Das ist die aktuelle Werbung für Rotkäppchen Alkoholfrei, die man momentan im Fernsehen sieht. Falls ihr die Werbung noch nicht gesehen habt, dann könnt ihr das hier nachholen:

Ich finde diese Werbung absolut krank!

Was soll uns das denn vermitteln?

Dass man gesellschaftlich nur dazugehört wenn man ein alkoholähnliches Getränk trinken kann, um in Gegenwart der echten Alkoholkonsumenten bloß nicht aufzufallen? Immer schön anpassen ist also die Ansage, oder wie?

Und auch die Frage „Wer trinkt hier alkoholfrei?“ kommt einem ähnlich forsch vor, wie die Frage eines Polizisten der einen gerade nach Drogen durchsucht. So also ob man etwas verbrochen hätte oder ob man sich rechtfertigen müsste.
Etwas verbrochen eben weil man NICHTS getrunken hat, oder wie??

Andererseits ist das auch nicht so weit von der Realität entfernt. In den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Anlässen zu denen die Mehrheit der Bevölkerung gerne trinkt (auf Partys, in Kneipen, Vormittags um 10:00 Uhr in der U-Bahn), erlebe ich immer wieder aufs Neue, dass ich mich als Nichttrinker dafür rechtfertigen soll, dass ich nichts trinke. Bisher habe ich das mehr oder weniger gerne gemacht, da ich, rhetorisch nicht unbegabt, meist gut erläutern konnte, dass Alkohol schädlicher ist als die meisten Menschen denken (da ich auch echt gute [und wahre] Schreckensbeispiele parat habe), was oft auch dazu geführt hat, dass die fragende Person meist weniger im Verlauf des Abends getrunken hat als sie es eventuell sonst gemacht hätte. Wenigstens etwas.

Ich glaube ich werde das in Zukunft nicht mehr machen. Oder seltener. Ich habe keine Lust mehr dazu. Wer sich kaputt machen will, soll das eben tun. Dann bleibt irgendwann später mal mehr Rente für mich übrig. Ich sollte der Einfachheit halber einfach sagen, dass ich aus Glaubensgründen nicht trinken darf. Angehörigen von einigen Glaubensgemeinschaften nimmt man das, sogar in Deutschland, einfach ab und akzeptiert es. Manchmal wäre ich gerne Teil einer dieser Glaubensgemeinschaften...
Es ist echt "problematisch" dass man mir als Katholik nicht abnehmen würde, dass ich aus Glaubensgründen nicht trinken würde. Das haben uns die ganzen Klosterbrauereien und die Iren astrein verbockt! Argerlich ;-)

Fazit: Die Werbung ist krank! Und ist noch weitaus kaputter, dass ein Alkoholproduzent die URL www.alkoholfrei.de besitzt!!

Etwaige "Spielverderber!" und "Spaßbremse" Kommentare können wie immer gerne hinterlassen werden. Ich kann damit umgehen und kenne es ja nicht anders ;-)
Bei Kommentaren wie "Ein Glas Rotwein pro Tag ist gesund. Das haben medizinische Statistiken bewiesen.", werde ich wohl gar nicht reagieren. Möchte bereits jetzt aber darauf hinweisen, dass man bei der Gelegenheit gleich mal schauen sollte wer derartige Statistiken wohl bezahlt. Das Ergebnis wird euch "überraschen".
Bei näherer Betrachtung verhindern derartige Sätze womöglich jegliche Kommentare. Nicht gerade geschickt von mir ;-) Keine Angst, ich beiße nicht, bin bloß ne Spaßbremse ;-)

Bildquelle: Berliner Morgenpost

3 Kommentare:

  1. Die Entscheidung, kein Alkohol zu trinken, ist ja schön und gut, aber schadet Rauchen nicht auch? M.E. verkürzt es die Lebenserwartung mehr als Alkohol (also statistisch gesehen).

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  2. Alkoholkonsum kann eine Kette nach sich ziehen die gerne und eigentlich ständig unter den Teppich gekehrt wird, denn wenn wir schon mal bei Statistiken, dann biete mal ich Folgendes an:
    Alkohol ist DIE Einstiegsdroge schlechthin, wer einmal damit angefangen hat, hört in 97% der Fälle sein Leben lang nicht mehr damit auf.
    Mit Alkohol geht alles leichter und schneller.
    Kontaktaufnahme in der Disco oder in der Bar, das Überhören des klaren und deutlichen NEINs der Frau die man sich attraktiv getrunken hat, die eigentliche Vergewaltigung geht dann locker von der Hand. Sie wollte es doch auch, oder?
    Das Kind nervt. Erstmal einen trinken. Und dann noch ein paar mehr. Das Kind nervt nach ein paar Stunden immer noch. Schlagen wir es halt grün und blau. Die Frau bei der Gelegenheit auch gleich. (Wetten dass das Kind später auch gerne mal "Ohrfeigen" verteilen wird? Der Weg zum jugendlichen Intensivtäter ist dann eigentlich vorgezeichnet)

    Ähnlich polemisch könnte ich das fortsetzen, aber hier nur ein paar weiteren Vorschläge:

    - Schlägereien unter Alkoholeinfluss
    - Betrunken oder auch nur angetrunken Auto fahren
    - Selbstüberschätzung durch Alkohol in vielen weiteren Lebenslagen (Schwimmen, Balancieren auf Brückengeländern, usw...)

    So, und was davon würde passieren wenn die Person in der entsprechenden Situation nicht fünf Bier und vier Schnäpse, sondern ne Schachtel Zigaretten geraucht hätte?

    Ich habe niemals gesagt dass Rauchen für irgendwas gut ist, aber Tabakkonsum schadet normalerweise nur den Konsumenten.
    [Passivrauchen zählt nicht mehr, da es mehr als genug Nichtraucherkneipen gibt, und es am Arbeitsplatz verboten ist]

    Alkoholkonsum dagegen schadet dem Konsumenten und kann (leider viel zu oft) auch sehr vielen anderen Menschen schaden.

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  3. Ich hatte vorhin ein schönes Telefongespräch zu diesem Eintrag und meinem Kommentar.
    Es ging um Polemik, Dogmatismus und Kreuzzüge. Und um das Thema an sich auch ;-)

    Hm, ich bleib dabei. Die Beispiele sind heftig, aber sie passen.

    Das soll aber nicht bedeuten, dass jeder der ein Bier trinkt automatisch eine Frau vergewaltigen oder einen Mitmenschen verprügeln wird!
    Trotz aller Polemik ist das hoffentlich noch erkennbar gewesen ;-)

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